Es ist etwa zwölf Jahre her, dass Fredrik Vahle mir gegenüber
bemerkte, es gäbe für alles Kongresse, Tagungen und Symposien – nur
für das Kinderlied nicht. Wir beschlossen dies zu ändern
und KinderKinder organisierte 1998 den ersten Kinderlied-Kongress.
In
Hamburg trafen sich damals die unterschiedlichsten Künstler – von
Esoterik bis Benjamin Blümchen – und traten in einen sehr
fruchtbaren Dialog. Dies gilt auch für so bekannte Persönlichkeiten
wie Rolf Zuckowski und Fredrik Vahle, die sich 1998 in Hamburg erstmals
begegneten.
Bereits drei Jahre später fand der zweite Kongress – wiederum
in Hamburg – statt. Es kamen jetzt Künstler aus dem ganzen
deutschsprachigen Raum. Dies gilt auch für den Schweizer Linard
Bardill – auch wenn er den Kongress mit räto-romanischen
Liedern verzauberte, die so gar nicht Deutsch klangen.
Die Kongresse
haben viele Kontakte befördert und zur Herausbildung
von Netzwerken beigetragen. Kinderlied-Festivals in Nürnberg,
Berlin und Kiel wurden begründet und vor allem bildete sich „kindermusik.de“ ein
sehr aktiver Zusammenschluss von fast 40 Kinderliedermachen und Gruppen,
die auch den Kongress 2009 eröffnen werden.
Ich freue mich sehr,
dass 2009 der dritte Kongress stattfindet. Es gibt so viele junge
Künstler und die Welt aller – auch der
Kinder – hat sich so deutlich verändert, dass ein neuerliches
Treffen unbedingt sinnvoll ist.
Zu den neuen Fragen gehört neben den Veränderungen in den
Medien und in der Produktion und Vertrieb von Musik vor allem die nach
der veränderten Kindheit. Sicher müssen wir auch verstärkt über
das aktive Singen von Kindern nachdenken, eine Wende zu mehr Gesang
tut Not! Auf der anderen Seite sind aber viele Fragen und Probleme
geblieben und der Aufruf zum ersten Kongress 1998 klingt immer noch
aktuell:
“... Kinderliedermacher haben es mit den kommenden Generationen
zu tun. In ihren Liedern greifen sie, jeder auf seine Art, individuelle
psychische Bedürfnisse der Kinder auf, aber auch ihre sozialen
Fähigkeiten und Schwierigkeiten, und verschiedentlich sprechen
sie auch die globalen Probleme des Zusammenlebens auf der Erde an.
In Hinsicht auf diese unterschiedlichen Aspekte haben Kinderliedermacher
eine große Verantwortung. Gerade weil sie mit ihren Liedern Spaß,
Freude und Lebendigkeit der Kinder ansprechen und insofern besondere
Wirkungsmöglichkeiten haben. Grenzen, Schablonen, Vorurteile gegen
andere Menschen sind bei Kindern noch nicht ausgebildet. Deshalb können
gerade Lieder ein Bestandteil der interkulturellen Erziehung, des gegenseitigen
Kennenlernens von Kindern verschiedener Nationalitäten und verschiedener
Herkunft sein. ...“
Stephan v. Löwis of Menar, Sommer 2009